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Der neue paten 3/2012
Liebe Leserinnen und Leser,
die Erwartungen eines Jugendamtes, des Kinderarztes, der Schule und des Kindergartens, der Psychologin und der Therapeuten, der Großeltern und Verwandten, der leiblichen Eltern und der Nachbarn alle gleichzeitig zu erfüllen und den Bedürfnissen, den elementaren Grundbedürfnissen, eines (meist schwer vorbelasteten) Pflegekindes dabei gerecht zu werden, ist unmöglich. Auf vielen Pflegeeltern und Pflegekindern lastet ein großer Anpassungs- und Erwartungsdruck von außen. Unterschiedliche Ratschläge zur Erziehung und Handlungsempfehlungen werden ausgesprochen. Und wenn es im Alltag nicht (mehr) gut funktioniert oder Probleme hartnäckig bleiben ist klar: „Logisch, Mutti ist an allem schuld“ – nicht Angela Merkel, nein, die Pflegemutter ist gemeint.
Nicht selten wird sie – oder die ganze Pflegefamilie – zum Sündenbock für ungelöste Probleme, für hässliche Wahrheiten, die schwer zu ertragen sind (war es bei den Herkunftseltern denn wirklich so schlimm? der will sich benehmen, kann es aber nicht?) und deshalb bezweifelt werden. Oft können Jugendämter und Erziehungsberatungsstellen helfen. Aber wenn sie nicht unterstützen können, weil Zeit fehlt oder die Sachbearbeiter unerfahren sind und von der speziellen Pflegekindproblematik nichts verstehen, dann passiert leicht das, worüber wir in diesem paten berichten: es wird nach Aktenlage (ohne Rücksicht auf das Kind) entschieden. Ausbleibende Unterstützung führt zu verstärkter Verunsicherung und ggf. Krisen in den Pflegefamilien. Im Extremfall – der leider öfter vorkommt, als gedacht – arbeitet das Jugendamt dann sogar gegen die Pflegefamilie, obwohl dies gar nicht nötig wäre.
Nach wie vor ist es so, dass eine recht große Zahl von Pflegeverhältnissen scheitern, wenngleich nur schwer erfasst werden kann, wo die Grenze zwischen einer tolerierbaren oder erfolgreichen Beendigung der Hilfemaßnahme und einem Abbruch liegt. Ist das vereinbarte Ziel erreicht, war es realistisch oder war die Korrektur des Hilfeziels bereits ein kleiner Erfolg? Wertet man „erfolgreiche Rückführungen“ von Pflegekindern als gescheitert, wenn das Kind von der Herkunftsfamilie wieder ins Heim kommt, wenn Kontinuität nicht gesichert werden kann? Je nach Autor liegt die Abbruch- oder Misserfolgsquote bei Pflegeverhältnissen zwischen 25% und 40%. Sie lässt sich bei guter Begleitung des Pflegeverhältnisses reduzieren und die Kinder entwickeln sich über die Dauer der Pflegschaft meist recht gut, lernen, sich beispielsweise sozial anzupassen und kultiviert zu benehmen.
Dennoch ist der Weg dorthin oft holprig. Mit den zur Diskussion gestellten Artikeln möchten wir dazu beitragen, dass Pflegeeltern und Pflegekindern gegenüber die notwendige Toleranz für eine gedeihliche Entwicklung entgegen gebracht wird und angemessene Unterstützung zur Verfügung steht. Niemand sollte von Pflegefamilien das Unmögliche erwarten. Teilen Sie uns gerne Ihre Erfahrungen mit.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und freuen uns auf Ihre Zuschriften
und Ihr
Christoph Malter
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