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Der neue paten 1/2012
Liebe Leserinnen
und Leser,
die anhaltenden Diskussionen um Kinder, die durch Eltern zu Schaden kommen, haben zu einem Bundeskinderschutzgesetz geführt. In die öffentliche Kritik geraten sind nicht nur Jugendämter und Familiengerichte. Dramatische Fälle der Kindesmisshandlung machten deutlich, dass – insofern die Eltern als schützende Person ausfallen und Kinder misshandeln oder vernachlässigen – Lücken im Kinderschutzsystem zu Tage kommen, die zu wenig Beachtung finden.
Versagen der Jugendämter hat viele Gesichter: Das Jugendamt als Sündenbock, das zwar vielfach gut arbeitet, aber trotz großer Anstrengung ein Kind oder mehrere Kinder aus dem Blick verliert; das finanziell schlecht ausgestattete Jugendamt, dem Ressourcen fehlen; das Jugendamt mit zu stark segmentierten Entscheidungsverantwortlichkeiten und hierarchischen Strukturen, in denen einzelne SozialarbeiterInnen sich ohnmächtig ausgeliefert fühlen; das Jugendamt mit fachlich unzureichend spezialisiertem oder schlecht ausgebildetem Personal; das desorientierte Jugendamt ohne übergeordnete, Halt gebende und richtungsweisende Fachaufsicht; das an Fehlentscheidungen von inkompetenten Richtern gebundene Jugendamt mit Menschen, die tatsächlich keine perfekten Alleskönner sind und Fehler machen. Zuletzt müssen Ideologien – in das Elternrecht dürfe nicht eingegriffen werden – verantwortlich gemacht werden. Man findet diese Ideologie im Kinder- und Jugendhilfegesetz und sogar bei Professoren, die SozialarbeiterInnen derart unqualifiziert ausbilden.
Dass erst jetzt, nach dem das moderne Kinder- und Jugendhilfegesetz schon über 20 Jahre in Kraft ist und nicht ohne, dass gegen Widerstände gegengehalten werden musste – längst überfällig – endlich im Bereich des Kinderschutzes nachgebessert wurde gibt Aufschluss darüber, wie hartnäckig sich Ideologien halten können und sogar in Bundesgesetzen verankert sind. Ob die vorgenommenen gesetzlichen Änderungen schon ausreichen, sei dahingestellt. Die Diskussion um Chantal und andere misshandelte Kinder zeigt schon heute, dass es im Jugendhilfesystem weitere Schwächen gibt, die überwunden werden können und müssen. Allen Autorinnen und Autoren ein herzliches Dankeschön für die sachlich dienlichen Beiträge in diesem paten, in der Hoffnung, dass dadurch ein positiver Einfluss auf die Politik und Gesetzgebung weiterhin möglich ist und Anregungen für alle mit dem Kinderschutz befassten Akteure gegeben werden. Pflegefamilien sind solche Akteure und Teil des Kinderschutzsystems, die nun mit dem Tod von Chantal selbst in die öffentliche Kritik geraten sind, so wie Polizisten in die Kritik geraten, wenn sie mit zu großer Härte gegen Demonstranten vorgehen und so wie Heime in die Kritik geraten, wenn es dort Missbrauch oder Missstände gibt. Es ist wichtig, dass solche schlimmen Ereignisse erst gar nicht möglich werden dürfen – ein Thema das weiter bearbeitet werden muss, aber nicht damit verwechselt werden darf, dass viele Kinder primär durch Misshandlung von Eltern geschädigt werden. Einigen kann geholfen werden. Andere kommen in staatlicher Obhut weiterhin zu Schaden und das darf nicht tatenlos hingenommen werden.
An dieser Stelle verlässliches Datenmaterial über die Wirksamkeit der Hilfen, eine kontinuierliche Evaluation zu erreichen, ist ein wichtiger Schritt. Vorausdenker war und ist die Stiftung zum Wohl des Pflegekindes in Holzminden, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert. Alles Gute zu diesem Jubiläum und weiterhin so viel Engagement für Pflegekinder wie in den vergangenen 20 Jahren wünschen PAN, die paten Redaktion und ihre Mitstreiter.
Viel Spaß beim Lesen…
und Ihr
Christoph Malter
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